Ich bin nicht allein, denke ich als ich die Leiter erklimme und wundere mich weshalb ihr Angst habt und ich nicht Ich schließe meinen Helm und öffne die Schleuse draußen dröhnt die Welt, in meiner Kapsel ist es ganz leise Das Schiff ist beladen, der Kurs programmiert. Ich frage mich: kann man Abschied nehmen ohne zu bedauern, was man verliert? [...]

Wir sind die Reisenden

Ich bin nicht allein, denke ich
als ich die Leiter erklimme und wundere mich
weshalb ihr Angst habt und ich nicht
Ich schließe meinen Helm und öffne die Schleuse
draußen dröhnt die Welt, in meiner Kapsel ist es ganz leise
Das Schiff ist beladen, der Kurs programmiert.
Ich frage mich: kann man Abschied nehmen
ohne zu bedauern, was man verliert?

Zehn – Neun –

Ich fürchte mich nicht. Mein ganzes Leben
habe ich darauf gewartet, auf das Beben
wenn die Maschine erwacht
das Feuer entfacht und die Erde brennt,
die Stimme im Ohr alle Systeme benennt
und ich ruhig entgegne: Ready for Take-Off.
Meine Hand zittert. Ich bin bereit.
Acht – Sieben – kommt, zählt mit mir die Zeit.

Sechs – Fünf –

Du sagtest zu mir: vermisst du mich nicht?
Wenn du dort oben bist, und ich hier ohne dich.
Unendlich weit weg und für immer allein
Sag nur ein Wort, bleib doch daheim.
Ich nahm deine Hand, in Gedanken war ich schon fort
es kam keine Träne, ich sagte kein einziges Wort.

Vier – Drei –

Dein Blick bohrt sich in meinen Rücken
und ich zwinge mich, zurückzublicken.
Ich sehe deine Flüsse, Meere
Stürme, Städte, Wüsten, Berge
Und ich frage mich, was uns nur fehlt
dass du nicht mehr genügst, du sanfte Welt,
Für unser Atmen, Streiten, Streben
Sterben, Strampeln, Überleben
Wir brauchen sie, die neue Welt
die uns ernährt, die uns aushält.

Zwei – Eins –

Ich lenke das Schiff, wir zählen die Monde
wir fliegen zum Mars und suchen die Sonde
die Nasen an der Scheibe plattgedrückt
suchen wir sie, das Menschenrelikt,
und Jubel bricht aus, als ein Kind sie entdeckt:
Curiosity. Sie glänzt im blauen Sonnenaufgang
und wir schauen herab, ich weiß nicht, wie lang
Ich weiß nur:
Es war der Moment, als das Heimweh begann.
Irgendwann versperrt ein Sandsturm die Sicht
wir fliegen vorüber.
„Hast du sie gesehen?“
Oh, ich wünschte, ich hätte nicht.

Lift-Off.

Ich weiß noch immer nicht,
Ob unser Traum hält, was er verspricht.
Ob dieser Weg der richtige ist,
Wir werden es wissen, irgendwann
und bis dahin erzählen wir Geschichten, wie alles begann
Denn unsere Kinder kennen nur noch die Sterne,
die Leere, die Weite, die Monde, die Ferne
Sie wissen so viel, nur eins verstehen sie nicht
Wir sind die Reisenden:
Es ist der Blick zurück, der unser Herz bricht.